KING OF THE KINGS von den Lovefuckers
Gaddafi - Muammar al-Gaddafi - ist in aller Munde, in allen Zeitungen und nun auch im Theater: Der Mann, der aus der Wüste kam und 1969 mit einem Militärputsch das Regime von König Idris von Libyen in den Mülleimer der Geschichte beförderte. Seitdem regiert er mit eiserner Faust als alleiniger Herrscher das Land und propagiert ein wirres Welterlösungsprogramm- festgehalten im bekannten 'grünen Buch'. Das Stück vermengt in einer ebenso rasanten wie lustigen Show, dramatische Wahrheiten und skurrile Begebenheiten rund um den Diktator.
King of the Kings © Lovefuckers/Sebastian Valk
Der zynische Humor der Lovefuckers macht vor nichts halt und so findet Gaddafis Liebe für pazifistische Konfliktlösungsstrategien - 'Anti-Bevölkerung-macht-Stress Waffenserie' von den freundlichen Männern von 'Social buisness' - ebenso Einzug in das Stück wie seine unzerstörbare Freundschaft zu Berlusconi - auf ewig verbunden durch ihre gemeinsame Liebe für Bunga Bunga und weitere obszöne Eskapaden -, seine progressive Meinung zur Rolle der Frau - die natürlich alles darf und kann aber leider durch den permanenten Mutterzustand zu schwach dazu ist (dixit das grüne Buch), seine Liebe für partizipative Herrschaftformen - "Ich verabscheue alle parlamentarischen Demokratien" und vor allem die grenzenlose Liebe des libyschen Volkes für Gaddafi - alle gefühlte 2 Minuten muss sich Gaddafi vor einer Gewehrsalve ducken. Die hier dargestellte Lesart der Gaddafi-Thematik ist mutig und vor allem erfrischend - endlich ein neuer Blick auf das alte - im wahrsten Sinne des Wortes angesichts der 40 jährigen Herrschaft Gaddafis - Thema.
Das Stück ist ein wahres Festival der Kunst- und Kommunikationsformen - Schauspiel, Puppenspiel, Passanteninterviews, Musik, Mini-Videos, alle Mittel sind recht um die bizarr-erschreckende Persönlichkeit des 'Master of revolution' widerzuspiegeln. Das Resultat ist gelungen: ein Lacher folgt auf den nächsten, wobei die intelligente Kritik nie wirklich weit weg ist. Leider verliert sich das Stück gegen Ende in Redundanzen und die Inszenierung versinkt in Aktionismus.
Was es sonst noch zu sagen gibt, hätte keiner schöner als die Gruppe um die Lovefuckers selbst formulieren können, deshalb überlasse ich nun ihnen das Wort: Gaddafi Superstar - Gedanken, Interpretationen und Hintergründe zu KING OF THE KINGS.
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